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Hilfen bei häuslicher und sexualisierter Gewalt in Coronazeiten

Die aktuelle Lage führt zum einen dazu, dass Erwachsene, Kinder und Jugendliche vermehrt häusliche und sexualisierte Gewalt erleben. Zum anderen schränkt sie auch den Blick von außen und die Hilfemöglichkeiten für die Betroffenen massiv ein. Professionelle Fachkräfte müssen andere Wege finden und Kompetenzen nutzen, um Hilfe zu ermöglichen. Häufig ist der telefonische Kontakt zu den Familien und Betroffenen der einzige Weg. Doch, wie kann eine Fachkraft diesen optimal nutzen? Wie geht man vor, wenn sich Betroffene, Täter*innen oder tatgeneigte Personen melden?

Bastian Ahrens und Sandra Fuhrmann arbeitet beim Caritasverband in der Fachstelle „Auswege“ in Rheda-Wiedenbrück – eine von zwei Fachberatungsstellen bei sexualisierter und häuslicher Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Gütersloh. Zu ihren Aufgaben gehört es, sich um Betroffene zu kümmern und Fachkräften beratend zur Seite zu stehen. Auch eine Übernahme von Beratungen kann besprochen werden. Bei Kindern und Jugendlichen sind zudem die insoweit erfahrenen Fachkräfte innerhalb des Trägers und der Jugendämter wichtige Ansprechpartner*innen.

Folgende Schritte können hilfreich für das Erstgespräch sein:

  1. Wenn eine betroffene Person anruft, die von Gewalt berichtet oder sich Sorgen macht, dies könnte zeitnah passieren: Erstmal Zuhören und die Person bestärken, dass es gut und mutig war, sich zu melden. 
     
    Besteht eine akute und unmittelbare Gefahr? Wichtig:
  • Bei konkreter akuter Gefahr unbedingt die Notrufnummern nutzen!
  • Wenn Kinder und Jugendliche beteiligt sind, die im Träger üblichen Schritte bei Kindeswohlgefährdung umsetzen.
     
  1. Ruhe bewahren!
     
  2. Anbieten, dass man selbst oder jemand, der sich gut mit dem Thema auskennt, zurückruft. Manche möchten zunächst nicht von Dritten angerufen werden. Dies zunächst akzeptieren. Auf jeden Fall Kontaktdaten geeigneter Fachberatungsstellen herausgeben. Wichtig ist, Betroffenen das Gefühl zu geben, dass es sich um Angebote handelt. Druck aufzubauen sollte unbedingt vermieden werden.

Wenn ein Rückruf gewünscht wird, sind dabei wichtige Absprachen zu beachten: 

  • Wann kann der Rückruf erfolgen? Gibt es Zeiten in denen Täter*innen abwesend oder abgelenkt sind? Mindestens drei Zeiträume absprechen – es kann immer was dazwischen kommen!
  • Absprechen ob mit unterdrückter Nummer angerufen werden soll. Manche Anschlüsse sind nicht erreichbar, wenn man unterdrückt anruft. Bei anderen löst eventuell die Erkennbarkeit einer Nummer Probleme aus.
  • Betroffene bitten, sich mit Vor und Nachnamen zu melden um Verwechslungen vorzubeugen.
  • Beim Rückruf zunächst fragen: „Passt es grad oder stör ich?“ Das ist unverfänglicher als „Können wir in Ruhe/ungestört sprechen?“ oder „Bist Du grad allein?“, wenn jemand mithört.
  • Wie soll man sich melden falls Täter*innen mithören oder sogar rangehen. Zum Beispiel als Schulpersonal, Lehrer*in oder als Mitarbeitende Person bei …
  • Ein Scheinanliegen besprechen. 
  1. In den Kollegialen Austausch gehen. Bei Kindern und Jugendlichen – gibt es insoweit erfahrene Fachkräfte? Ggf. Kontakt zu einer Fachberatungsstelle aufnehmen. Dort absprechen, wie weiter vorgegangen werden kann.

Weitere Fragen zu einem angemessenen und hilfreichen Vorgehen beantworten Bastian Ahrens und Sandra Fuhrmann gerne auch telefonisch unter 05242/ 4082-0 oder per E-Mail an b.ahrens(at)caritas-guetersloh.de  oder fuhrmann(at)caritas-guetersloh.de.

Ebenfalls hilfreich ist es, Kenntnisse über die Dynamiken und Hintergründe von häuslicher Gewalt zu haben. Unten im Download findet sich dazu eine Einführung in dieses Thema. 

Des Weiteren eine Adress- und Telefonliste von Einrichtungen und Fachberatungsstellen im Kreis Gütersloh und darüber hinaus.

Zudem bietet die Seite https://www.kein-kind-alleine-lassen.de/ Hilfestellungen für besorgte Nachbar*innen und aufmerksame Mitbürger*innen weitere hilfreiche Tipps, Informationen und  eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme für Kinder und Jugendliche.

Häusliche/ Sexualisierte Gewalt in Coronazeiten

Bastian Ahrens

Sandra Fuhrmann