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Achtsamkeitstraining in Zeiten von Corona (Teil 1/2)

Auch wenn der Krisenmodus langsam nachlässt, Lockerungen in aller Munde sind und die Gesellschaft langsam damit beginnt, in einen "neuen" Alltag zu starten, spüren wir immer noch, wie anstrengend und stressig diese Zeit für uns ist und war. Ruth Walter bietet bei der Caritas seit Jahren im Rahmen der Sucht- und Drogenberatung ein Achtsamkeitstraining an. Hieraus hat sie ein paar Grundlagen zusammengestellt, die auch eine Art "Schnupperkurs" darstellen können. Dazu gibt es heute den ersten Teil - der zweite Teil folgt in den nächsten Corona-News. In der Zwischenzeit ist Zeit, die ersten Übungen einzuüben, um etwas mehr bei sich zu sein:

Die Corona-Pandemie ist eine Situation, die dazu einlädt, unser Leben noch einmal zu überdenken und zu prüfen, was eigentlich wirklich wichtig für jede*n Einzelne*n von uns ist. Aus unserem tieferen Sein heraus finden wir eher Zugang zu unseren wahren Bedürfnissen. Eine Verwurzelung im Sinne von Verbindung mit unserem Körper und unserer Seele im Hier und Jetzt gibt uns Skills an die Hand, mit Krisen und Erschütterungen im Leben besser umgehen zu können. Da Achtsamkeit eine sehr kraftvolle Möglichkeit ist, stärker mit unserem Selbst in Kontakt zu treten, gibt sie uns die Möglichkeit, ruhig und gelassen zu bleiben und nicht in Ängsten zu versinken.

Achtsamkeit ist u.a. eine gute Form der Suchtvorbeugung: Wie man gerade liest, werden Suchtmittel (zumindest ist es über die legalen bekannt) derzeit mehr gekauft als vor der Pandemie. Eine, wenn auch mit etwas mehr Disziplin verbundene, gesündere und auf Dauer erfüllendere Variante im Umgang mit der Krise ist die Lenkung der Aufmerksamkeit auf tiefere Bereiche in uns selbst.

Ich möchte Ihnen das Training, das Sie sich selbst wieder näher bringt, ans Herz legen, um diese Zeit der besonderen Herausforderung gut zu meistern.

Für diejenigen von Ihnen, die eine sofortige und praktische Variante wünschen (weil sie der Meinung sind, nicht viel Zeit „verplempern“ zu wollen), gibt es zu Beginn die „Instant-Variante“: einen kurzen Hinweis und praktische Übungen. Für diejenigen, die sich stärker in das Thema vertiefen wollen, habe ich das Thema im zweiten Teil etwas genauer erklärt.

Teil 1   Achtsamkeitstraining Instant

Achtsamkeit ist eigentlich unser natürlicher Zustand, den wir gut bei Kindern beobachten können, die noch nicht - wie wir Erwachsenen – viele Automatismen im Verstand entwickelt haben, die uns aus der Gegenwart katapultieren.

Achtsamkeit bedeutet, wirklich vollkommen mit der gesamten Präsenz im Hier und Jetzt zu sein (Ganz leicht zu überprüfen beim Lesen dieses Textes: Lasse ich mich mit allen Sinnen und aller Aufmerksamkeit auf das Lesen ein? Spüre ich meinen Körperdabei? Wie sitze ich? Bin ich bereits auf dem Sprung zur nächsten Tätigkeit?).

„Achtsam mit sich zu sein, hilft bei Gedankenschleifen oder wenn wir verwirrt und durcheinander sind. Es hilft, wenn wir uns vom Leben und unseren Gefühlen abgetrennt fühlen. Achtsamkeit gibt einem das Gefühl, bei sich zu sein, und erzeugt eine wohltuende Nähe zu sich selbst. Achtsamkeit hilft einem auch, sich selbst mehr zu mögen. Denn wenn man achtsam mit sich ist, kann man sich auch besser verstehen lernen. Und mit dem Verstehen kommt das Verständnis. Und der gütige Blick auf uns selbst, der einem so guttut.“ (Quelle: unbekannt)

Achtsamkeit kann dabei helfen, sich nicht in Zukunftsängsten zu verlieren – eine Fähigkeit, die gerade im Moment hilfreich sein kann, um sich nicht wegen der Pandemie „ins Bockshorn jagen zu lassen“. Die Aufmerksamkeit auf den Körper zu richten, kann uns helfen, besser für diesen zu sorgen, denn Bewegung, Sauerstoffversorgung und gute Ernährung sind ein guter Schutz vor und bei einer Infektion – z.B. mit Covid19.

Übung 1         

Eine sehr einfache Übung ist es, sich auf den Körper zu konzentrieren und hier kann der Atem ein wesentlicher Anker sein. Also nimm dir einmal 2 Minuten, in denen du dich nur auf den Atem konzentrierst. Schau zu Anfang auf die Uhr, am Besten du stellst dir einen Timer. Und prüfe am Ende, wie oft es dir wirklich gelungen ist, nur den Atem wahrzunehmen.

Übung 2           

Suche dir eine Tätigkeit im Alltag, die du ab jetzt mit vollkommener Präsenz ausführst (Gehen, Zähneputzen, aufs Klo gehen etc.). Übe dich darin wahrzunehmen, wie oft deine Gedanken (z.B. zum Thema Corona) abschweifen und lenke sie stets zurück.

Übung 3           

Werde dir stärker bewusst über deine Gedanken: Lenke Deine Aufmerksamkeit immer mal wieder zu deinen Gedanken: Was denke ich eigentlich, während ich das lese? Während ich mich mit der Klient*in unterhalte? Sind meine Gedanken von Sorgen geprägt? Werde dir bewusst darüber, dass du nicht deine Gedanken bist, dass du ein Bewusstsein besitzt, mit dem du die Gedanken beobachten kannst. Dass du deine Gedanken lenken und verändern kannst (diese Übung geht auch wunderbar schriftlich).

Viel Spaß bei den ersten kleinen Übungen!

*** Fortsetzung folgt! ***

Achtsamkeit - im hier und jetzt sein

Ruth Walter