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Zum Internationalen Tag der Familie: Caritas-Familienberatung gibt Einblicke in ihre Arbeit

Kreis Gütersloh. „Während sich Eltern oft laut streiten, leiden die betroffenen Kinder eher leise“, sagt Birgit Kaupmann, Fachbereichsleitung Familie bei der Caritas Gütersloh. Zum Internationalen Tag der Familie am 15. Mai hat die Caritas-Familienberatung auf die besondere Situation und Herausforderungen von Trennungs- und Scheidungsfamilien hingewiesen. Bei einem Pressegespräch im Haus der Caritas in Rheda-Wiedenbrück stellte das Team einige gesellschaftliche Entwicklungen vor, erläuterte den Wandel des Familienbegriffs und gab ganz praktische Einblicke in die tägliche Arbeit. Auch eine eigene Umfrage zum Thema Familie wurde vorgestellt.

Aktuell wird rund ein Drittel aller Ehen in Deutschland geschieden, in über der Hälfte der Scheidungen hatte das Paar gemeinsame Kinder. Das wirkt sich auch auf die Familienberatung aus, die in den vergangenen Jahren einen steigenden Beratungsbedarf verzeichnet. 2024 wurden rund 750 Familien beraten. Bei etwa 50 Prozent ging es um Trennungs- und Scheidungssituationen. Ein Drittel der Ratsuchenden war alleinerziehend. Ein wichtiger Teil der Arbeit in der Familienberatung ist auch die Unterstützung von Kindern, die von der Trennung der Eltern mitbetroffen sind. Durch diese gesellschaftliche Entwicklung habe sich auch die Definition von Familie zunehmend gewandelt, erklärte Birgit Kaupmann. „Längst gibt es weit mehr als die klassische Mutter-Vater-Kind-Konstellation.“

Das Familienberatungs-Team machte deutlich, wie vielschichtig und belastend Trennungs- und Scheidungssituationen sein können. Es gehe nicht allein um die emotionale Ebene, um verletzte Gefühle oder gegenseitige Enttäuschungen, erklärte Familienberater Dr. Volker Wrusch. „Auch der Alltag muss neu organisiert werden: Wer zieht wann aus, wie wird der Umgang mit den Kindern geregelt, was ist mit den Finanzen und einiges mehr.“

Er und seine Kolleginnen wissen auch, dass Trennungen von den Betroffenen meist unterschiedlich erlebt werden. „Vor allem für die Kinder sei das Geschehen belastend“, sagte Fachbereichsleiterin Birgit Kaupmann. „Kinder bekommen Konflikte mit – nicht nur die lauten Streitgespräche, sondern auch unterschwellige Schwingungen und Stimmungen.“ Familienberaterin Heidrun Pickartz-Rathmer fügte hinzu, dass die Konflikte nicht nur die Jüngsten belasten. „Je älter die Kinder werden, desto bewusster nehmen sie das Geschehen wahr.“ Oft wechselten sie sogar in eine Beschützerrolle. „Sie sorgen sich, wenn Mama und Papa streiten, bleiben zum Beispiel mit Absicht im Zimmer, um aufzupassen. Sie übernehmen eine Verantwortung, die sie eigentlich gar nicht haben sollten.“

Das Team der Familienberatung hilft den Ratsuchenden auf vielfältige Weise. Für betroffene Kinder und Jugendliche gibt es zum Beispiel eine Trennungs- und Scheidungskindergruppe. Insgesamt acht Teilnehmende finden darin einen geschützten Raum, in dem sie Erlebnisse und Gefühle ansprechen und mit Gleichaltrigen Spaß haben können. Gemeinsame Aktionen unterstützen die Teilnehmenden in dem Prozess, das Geschehen zu verarbeiten und ihre eigene Rolle in der Familie einzuordnen. „Die Jungen und Mädchen gehen gestärkt aus dem Angebot hervor“, so Familienberaterin Angela Simon. „Sie sind erleichtert, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Oft entstehen hier Freundschaften.“

Die Gruppe ist spielerisch angelegt, wie Dr. Volker Wrusch ausführte. Als Beispiele nannte er gemeinsames Malen, Familienaufstellungen mit Playmobil-Figuren, Lebensfluss-Modelle sowie Elternbriefe. „Wir bitten jeden Elternteil darum, etwas für das Kind aufzuschreiben und dabei auch etwas Wertschätzendes über den Partner zu schreiben. Die Reaktionen darauf sind immer sehr berührend.“

Im Rahmen des Pressegesprächs stellte Familienberaterin Angela Simon eine Umfrage vor, an der in den letzten Wochen alle Besucherinnen und Besucher des Hauses der Caritas teilnehmen konnten. Auf die Frage: „Was bedeutet Ihnen Familie?“ antworteten sie vor allem mit positiven Begriffen wie Glück, Ankerpunkt, Miteinander und Liebe. Beim Thema Belastungen nannten sie etwa Geldsorgen, Stress im Alltag oder die Balance zwischen Job und Familie. „An dieser Umfrage sieht man, wie wichtig den Menschen Familie weiterhin ist. Zwar gibt es viele Herausforderungen. Und auch die Formen von Familie haben sich geändert. Aber der Wert des Begriffes zerfällt nicht.“

Weitere Informationen: 
Die Caritas Gütersloh bietet im Auftrag der vier kreisansässigen Jugendämtereine Familienberatung an. Die Hauptstandorte sind Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh. Außerdem gibt es Außensprechstunden in Herzebrock-Clarholz, Langenberg, Rietberg, Schloß Holte-Stukenbrock und Verl sowie in 44 verschiedenen Kindertagesstätten/Landesfamilienzentren. Die Familienberatung bietet unter anderem Rat und Hilfe bei Erziehungsfragen, Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten, seelischen Problemen, Konflikten in der Familie, Problemen in Kindergarten/Schule/Ausbildung und Beruf sowie bei Trennung und Scheidung der Eltern. Zielgruppen sind Familien, Elternteile oder Paare, Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre sowie Fachkräfte aus sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern.