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Beratung bei sexualisierter Gewalt

Wenn Kinder oder Jugendliche Opfer sexualisierter Gewalt werden, dann brauchen sie eins ganz bestimmt: uneingeschränkte Solidarität. Im Haus der Caritas finden sie Menschen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Auswege – Beratung bei sexualisierter Gewalt” nennt sich das Hilfsangebot, das der Caritasverband für den Kreis Gütersloh im Auftrag der Stadt Rheda-Wiedenbrück unterhält. Diplom-Sozialpädagogin Stefanie Meilfes wird bei einer Präventionsveranstaltung für Eltern am Donnerstag, 12. März, berichten. Der Titel: „Mutig und besonnen handeln”.

Woran erkennt man Grenzüberschreitungen? Was ist „normal”, und wo fängt sexualisierte Gewalt an? Das sind Fragen, über die Stefanie Meilfes mit den Eltern ins Gespräch kommen möchte. Wer Kinder stark macht, hat schon eine Menge für ihren Schutz vor Übergriffen getan, meint die Familientherapeutin: „Kinder sollten beispielsweise selbst bestimmen dürfen, bei wem sie sich auf den Schoß setzen und wem sie ein Küsschen geben möchten.” 

Grenzüberschreitungen fangen da an, wo sich Erwachsene bewusst und absichtlich über die Intimsphäre und das Schamgefühl von Kindern hinwegsetzen. Erst recht, wenn sie ein deutliches „Nein” des Kindes ignorieren. An dem Abend soll es auch um die Frage gehen, wie kann ich mein Kind schützen. Dass dies notwendig ist, zeigen folgende Zahlen.

32 betroffene Kinder und Jugendliche wurden im Rahmen von „Auswege” im vergangenen Jahr teils intensiv betreut. Hinter dieser Zahl verbergen sich unterschiedlichste Formen von Grenzverletzungen bis hin zu akuten Fällen sexualisierter Gewalt. Auch nicht aufgearbeitete Übergriffe aus der Vergangenheit sowie Verdachtsfälle gehören dazu. „Wir betreuen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene”, erklärt Stefanie Meilfes, „wir beraten aber auch Eltern, Verwandte, Freunde, Erzieher und Lehrer.” 

Grenzüberschreitung sowie Missbrauch ziehen sich durch alle Schichten, Altersgruppen und Kulturen und finden oftmals im nahen Umfeld statt. 

Angehörige, Helfer, Freunde haben oft einen innigen Wunsch nach schneller Hilfe. Zunächst geht es darum, „Tempo rauszunehmen”, Ruhe zu bewahren und Sicherheit zu geben. Eine weitere Aufgabe besteht in vielen Fällen natürlich darin, die Kinder und Jugendlichen vor weiteren Übergriffen zu schützen. Dies geschieht in Kooperation mit dem Jugendamt. Klar und offen bespricht Stefanie Meilfes mit den Betroffenen, was auf sie zukommt, wenn sie Anzeige gegen den Täter (oder auch die Täterin) erstatten. „Wenn sie sich für den juristischen Weg entscheiden, begleiten wir sie zur Polizei, zu Anwälten und zum Gericht.” Bei Bedarf vermittelt „Auswege” auch Kontakte zu Fachleuten, die sich etwa auf Trauma-Therapie oder ähnliches spezialisiert haben. Aber auch dann begleitet Stefanie Meilfes die Betroffenen gerne weiter.

Sie  brauchen Zeit und Unterstützung, um sich wieder stabilisieren und einen „Ausweg” aus der Situation finden zu können. „Bei uns muss keiner was erzählen”, betont Stefanie Meilfes. Schließlich kann die Schilderung des Geschehenen erneut großen Schmerz hervorrufen. Das Vertrauen zu dem Gesprächspartner muss wachsen. Und das kann nur gelingen, wenn bei den Ratsuchenden ankommt: Hier bin ich sicher.

Stefanie Meilfes richtet den Blick während ihrer Arbeit aber nicht nur auf die Kinder und Jugendlichen, sondern auch auf die Eltern. „Die Gefahr besteht darin, dass viele Eltern nur noch für das Kind da sein wollen, ihm gar nichts mehr zutrauen, nicht auf die eigenen Gefühle hören und sich manchmal selbst darüber vergessen.” 

Die Info-Veranstaltung "Mutig und besonnen handeln" beginnt am Donnerstag, 12. März 2015, um 18 Uhr im Haus der Caritas, Bergstraße 8, 33378 Rheda-Wiedenbrück. Anmeldungen bis zum 02.03. unter Tel.: 05242-4082-0 oder per Mail unter n.buescher(at)caritas-guetersloh.de