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Empowerment-Projekt für Frauen aus Mittel- und Südosteuropa gestartet

Kreis Gütersloh. Viele Frauen aus Mittel- und Südosteuropa, die in Deutschland leben, tragen eine enorme Last: Sie kümmern sich um die Familie, erziehen ihre Kinder, arbeiten oft in Schicht- oder Vollzeitjobs und stehen zugleich vor sprachlichen und sozialen Hürden. Nicht selten sind sie von prekären Wohnbedingungen betroffen oder durch Gewalterfahrungen zusätzlich belastet. Für viele wird der Alltag damit zu einer kaum zu bewältigenden Herausforderung.

„Frauen sind in vielen Bereichen die tragende Säule der Integration – und gleichzeitig diejenigen, die am stärksten unter der Mehrfachbelastung leiden“, sagt Frank Börgerding vom Fachdienst Integration der Caritas in Gütersloh. Die Caritas engagiert sich seit 2016 für Arbeitsmigrantinnen, die zu einem großen Teil aus Mittel- und Südosteuropa kommen. „Aus den Gesprächen wissen wir, dass alleinerziehende Frauen und Frauen, die in unsicheren Familiensystemen leben, besonders benachteiligt sind“, so Börgerding. Um diese Frauen gezielt zu stärken, hat der Caritas-Fachdienst nun ein sog. Empowerment-Projekt gestartet. Es soll Frauen eine Stimme geben, sie begleiten und ihnen Mut machen, ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben zu führen.

Um die Bedürfnisse der betroffenen Frauen noch besser einschätzen zu können und daraus passgenaue Angebote zu entwickeln hat sich die Caritas daher mit dem Frauen- und Kinderschutzhaus Gütersloh e.V. zu einem ersten Kooperationsgespräch getroffen. Pia Kugis-Johannknecht, Geschäftsführerin des Frauen- und Kinderschutzhaus kennt die Situation der Frauen gut: „Etwa ein Drittel der Frauen, die bei uns Schutz suchen, stammen aus Mittel- und Südosteuropa.“ Besonders schwierig wird es, wenn diese Frauen zusätzlich traumatische Erfahrungen mitbringen. „Dann fällt es ihnen viel schwerer, sich und die Kinder zu stabilisieren“, so Kugis-Johannknecht.

Beide Träger sind sich einig, was das Ziel sein sollte: „Wir möchten die Frauen befähigen, ein gewaltfreies und unabhängiges Leben zu führen – und ihnen zeigen, dass sie mit ihren Sorgen und Hoffnungen nicht allein sind“, so Börgerding. Gleichzeitig sollen die Frauen ermutigt werden, sich miteinander zu vernetzen, ihre Stärken zu entdecken und ihre Interessen selbstbewusst zu vertreten. Wie diese Ziele konkret erreicht werden können, wollen beide Träger nun bei weiteren Treffen eruieren. Aber, dass die Aufgabe nicht allein von zwei regionalen Trägern gelöst werden kann, ist ihnen klar. Petra Strauss vom Frauen- und Kinderschutzhaus fasst es so zusammen: „Den Wohlstand einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit Frauen und Kindern umgeht.“