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Geschichten des Gelingens - Woche der erzieherischen Hilfen

Kreis Gütersloh. Drei verschiedene Familien - drei verschiedene Geschichten des Gelingens. Im Rahmen der Woche der erzieherischen Hilfen erzählten die Caritas-Dienste im Fachbereich Familie Erfolgsstories aus ihrem Arbeitsalltag. "In den Medien sehen wir immer nur die Fälle, die dramatisch verlaufen sind oder sogar ein schlimmes Ende genommen haben. Und selbst die Jugendämter und Jugendhilfeausschüsse bekommen darüber hinaus auch nur Zahlen zu den Familien zu sehen", sagt Birgit Kaupmann Fachbereichsleitung Familie bei der Caritas. "Das wollen wir in dieser Woche ändern und der Öffentlichkeit und insbesonder der Verwaltung und der Politik konkrete Erfolgsgeschichten vorstellen, die vor der eigenen Haustür passiert sind."

Daher lud die Caritas Familienhilfe die Jugendämter und Jugendhilfeausschüsse der Stadt Rheda-Wiedenbrück, Stadt Gütersloh und des Kreises Gütersloh zu einer Fachveranstaltung ein, in der die Teilnehmenden einmal "hinter die Kulissen" von Familienberatung, Familienpflege und ambulanten erzieherischen Hilfen schauen konnte. 

Den Anfang macht Ulla Vollmann, Beraterin in der Familienberatung. Sie berichtet über eine Mutter, dessen Tochter in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung lebt. Sie selber machte sich Vorwürfe eine schlechte Mutter zu sein und deswegen versagt zu haben - leider ein häufiges Stigma, welches Familien trifft, in der erzieherische Hilfen für alle sichtbar implementiert sind. Ziel der Beratung war es, dass die Mutter sich in ihrem Selbstwertgefühl wieder steigert und die Erziehungsrolle zuhause wieder wahrnehmen kann. Denn die Tochter sollte wieder heim kommen können. So war die Beratung mit der Mutter durch viele kleine Trainings geprägt, in denen es darum ging, mit den zukünftig herausfordernden Situationen zwischen Mutter und Tochter gut umzugehen. Und die Mutter machte viele kleine Fortschritte, wie sie in einer eingespielten Tonaufnahme selber erkärte. 

Caritas-Familienpflegerin Magret Blome berichtete sehr anschaulich über eine fünfköpfige Familie, die sie schon länger begleitet und unterstützt. Alle drei Kinder (3, 5 und 9 Jahre) zeigten ein auffälliges Verhalten, teilweise lag bereits eine ADHS-Diagnose vor. "Ich begleite die Familie bei Therapieterminen und Arztbnesuchen für die Kinder und versuche die Mutter bei der Strukturierung des Alltags zu unterstützen. Eine Hilfe, die von der Mutter gerne und dankend angenommen wird, wie in einer Tonaufnahme zu hören war: "Ich war sehr überfordert mit der Therapie und Unterstützung meiner Kinder. Gerade bei Behördenterminen hilft sie mir, dass ich nichts vergesse und alles richtig verstehe. Jeder sollte so eine Hilfe annehmen."

Den Abschluss der Erfolgsstories machte Ruben Heilhecker aus dem Team der ambulanten erzieherischen Hilfen, der einen 19-jährige jungen Mann begleitet. Dieser hatte schon früh verschiedene Beziehungsabbrüche erlebt. Weil er in seiner Ursprungsfamilie emotional vernachlässigt wurde, wurde er bereits als Kind in einer stationären Wohngruppe untergebracht. Dann hatte ihn die Pandemie sozial isoliert und später musste er die Wohngruppe verlassen, weil es dort große Probleme mit ihm gab. "Anfangs war es für ihn fast unmöglich, sich an anderen Orten als zuhause aufzuhalten. Und auch mit anderen Menschen zu reden, fiel ihm sehr schwer. So trainierten wir intensiv viele kleine Momente, wie das Brötchen bestellen beim Bäcker." Inzwischen kann der junge Mann wieder Bus fahren, geht einer Teilzeitbeschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen nach und lebt wieder bei seiner Mutter. 

Birgit Kaupmann resümierte in der Abschlussdiskussion, was - neben dem engagierten Arbeiten der Fachkräfte - maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat: "Diese Erfolgsgeschichten waren nur möglich, weil die Jugendämter als Kostenträger den Anstoß dazugegeben haben. Durch ihre Finanzierung und Beauftragung ist diese Hilfe erst in Gang gekommen. Dafür sagen wir heute auch danke. Und für die Zukunft ist klar, dass erfolgreiche Erziehungshilfe weiterhin die Zusammenarbeit zwischen Jugendämtern und Trägern auf Augenhöhe braucht. Neben einer stabilen Finanzierung braucht es ein kollegiales und faires Miteinander aller Beteiligten."