Gütersloh. Jedes Jahr sterben auch im Kreis Gütersloh Menschen im akuten Alkohol- oder Drogennotfall. Dabei können bereits medizinische Laien einfache Maßnahmen ergreifen, die Leben retten. Im Rahmen der niederschwelligen Drogenhilfe hat der Caritasverband nun ein Projekt an den Start gebracht, welches von der Deutschen Aidshilfe entwickelt wurde: das sog. Naloxon-Training.
"Naloxon ist ein schnell und sicher wirkendes Gegenmedikament, welches bei einer Überdosierung von Opioiden (z.B. Heroin) seit Jahrzenten wirksam eingesetzt wird", erklärt Nicola Bals, Sucht- und Drogenberaterin bei der Caritas. "Inzwischen liegt es auch als Nasenspray vor und darf auch von Nicht-Mediziner:innen im Drogennotfall einer Person verabreicht werden. Ohne Erste Hilfe- Maßnahmen und dieses Medikament droht ansonsten der Tod durch Ersticken."
Im Rahmen der kurzen und niederschwelligen Schulungen lernen Opiat-Gebraucher:innen, welche Maßnahmen sie ergreifen müssen um Leben zu retten. "Für manche war die Entscheidung an der Schulung teilzunehmen etwas schwierig. Aber schon während der Schulung konnten wir sehen wie die Anspannung von ihnen abfiel", berichtet Sofia Dück, die gemeinsam mit Nicola Bals die Naloxon-Trainings durchführt ihre Erfahrungen aus den ersten Schulungen. "Die Substituierten erzählten von Ihren Erfahrungen mit eigenen Überdosierungen oder der Erfahrung als Ersthelfer. Das haben wir gar nicht erwartet. An dieser Stelle wurde es nochmal deutlicher, wie notwendig das Naloxonspray ist. Besonders die leichte Anwendung ist an dieser Stelle super."
Im Anschluss an eine Schulung erhalten die Teilnehmenden von ihrem behandelnden Arzt oder einem Suchtmediziner ein Rezept, mit dem sie sich ihr Naloxon-Spray als Notfallmedikament in einer Apotheke abholen können. Peter Köching, Leiter der Caritas- Sucht- und Drogenhilfe freut sich dabei über die gute Unterstützung aus dem örtlichen Suchthilfe-Netzwerk: "Besonders dankbar sind wir dabei für die Kooperation mit dem LWL-Klinikum Gütersloh und der Arztpraxis Christoph Abel in Gütersloh, in der auch die letzte Schulung stattgefunden hat. Sie unterstützen die Teilnehmenderakquise und verordnen im Anschluss das Medikament."
Das Team hofft, auf diesem Wege, dass zukünftig mehr Menschenleben im Kreis Gütersloh gerettet werden können und Selbstbetroffene und deren Angehörige damit auch ein Stück weit mehr Sicherheit in einer Extremsituation erhalten. So sind weitere Naloxon-Trainings im Kreis Gütersloh geplant. Genaue Orte und Termine können interessierte bei der Caritas Sucht- und Drogenhilfe erfahren.
