Gütersloh. Zum internationalen „Overdose Awareness Day“ am 31. August weist die Sucht- und Drogenhilfe der Caritas Gütersloh auf aktuelle Konsumtrends und das Risiko von Drogenüberdosierungen hin. Ziel sei es, das Bewusstsein dafür zu schärfen und Todesfälle zu verhindern, sagt Fachbereichsleiter Peter Köching. „Allein in den letzten beiden Monaten sind drei unserer Klientinnen und Klienten an den Folgen ihres Lebenswandels gestorben. Das zeigt, wie sehr konkrete Hilfe nötig ist – auch in Gütersloh.“
Insgesamt sei ein Trend von intravenösem Gebrauch zu Substanzen, die inhaliert werden, zu beobachten. „Das wirkt sich auch auf unsere Arbeit in der Sucht- und Drogenhilfe aus“, so Peter Köching. Dem Fachmann zufolge sind in der Region vor allem synthetische Opiate wie Fentanyl im Kommen. Die Caritas-Sucht- und Drogenhilfe hat im vergangenen Jahr 261 Menschen zu diesem Thema beraten. Ein Schwerpunkt lag auf der Gefahr durch Überdosierung. „Man kann am Drogenkonsum sterben. Vielen ist das leider nicht bewusst.“ Leicht rückläufig – wenn auch auf hohem Niveau – ist der Heroinkonsum, wie Peter Köching ausführt. Dafür würden Kokain und Crack immer gefragter. „Diese deutschlandweite Entwicklung ist noch nicht ganz in Gütersloh angekommen, aber die Anzeichen sind bereits klar erkennbar.“ Um das Thema Kokain ging es im vergangenen Jahr bei 106 Ratsuchenden der Caritas. Im Zuge der Entwicklungen hat sich auch die Gruppe der Ratsuchenden geändert. „Betroffen sind immer öfter junge Männer, bei denen man das auf den ersten Blick nicht vermuten würde.“
Auf die Veränderungen hat sich die Caritas-Sucht- und Drogenhilfe eingestellt, gerade auch bei der „Harm Reduction“ (Schadensreduzierung) und Gesundheitsvorsorge. Ein wichtiges Angebot im Bereich „Harm Reduction“ sind die NalTrain-Schulungen mit Naloxan, einem Notfallmedikament gegen eine Opioid-Überdosierung. „Mit unseren Schulungen holen wir Menschen direkt ins Leben zurück. Wir geben Klientinnen und Klienten Kompetenzen an die Hand, um im Drogennotfall sicher zu handeln.“ Des Weiteren hilft das Team Betroffenen, indem es gebrauchte Spritzen gegen saubere eintauscht, pro Jahr sind das etwa 1.300 Stück. Die Zahl der getauschten Spritzen sei zwar rückläufig, so Peter Köching. „Aber aufatmen können wir deshalb nicht. Denn stattdessen gehören nun neuerdings Crackpfeifen zum Sortiment.“
Ziel des Spritzentausches und der Herausgabe von sauberen Crackpfeifen ist es, Gesundheitsrisiken wie Hepatitis und HIV zu minimieren. „Wir haben gelernt, dass nicht alle Ratsuchenden das Ziel der Abstinenz erreichen können oder wollen. Aber trotzdem leiden diese Menschen und haben Unterstützung nötig“, sagt Peter Köching. „Mit unserer Arbeit vermeiden wir die Verbreitung von ansteckenden Krankheiten unter Klientinnen und Klienten und helfen ihnen dabei, einfach am Leben zu bleiben.“
Um der Drogenproblematik zu begegnen und Betroffene noch stärker zu unterstützen, spricht sich der Caritas-Experte für weitere niederschwellige Angebote aus. „In vielen Städten gibt es Spitzenautomaten. Das kann ich mir als Ergänzung zu unserem Spritzen-Tauschangebot auch für die Stadt Gütersloh gut vorstellen.“