Kreis Gütersloh. Aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zufolge gibt etwa jeder achte Bundesbürger über 80 Jahren an, einsam zu sein. „Das sollte so nicht sein, gerade an Weihnachten nicht“, erklärt Thomas Plugge, Leiter der Caritas Tagespflege in Rheda. Und dieses Gefühl von Einsamkeit kann krank machen. So können u.a. Depressionen eine Folgeerkrankung sein. „Daher habe wir uns in diesem Jahr erstmals dazu entschieden, unsere Tagespflegen an Heiligabend und Sylvester zu öffnen. Und der Zuspruch ist groß“, berichtet Plugge weiter.
Der Caritasverband für den Kreis Gütersloh betreibt im Kreisgebiet neun Tagespflegeeinrichtungen für Seniorinnen und Senioren, in denen werktags Menschen, die einen Pflegegrad haben, betreut werden. Drei dieser Tagespflegeeinrichtungen, in Herzebrock, Rheda und Wiedenbrück haben nun diese Sonderöffnungszeit erstmals ausprobiert. Es ist ein freiwilliges Angebot zu der regulären Betreuung. „Es gibt Gäste, für die der Aufenthalt das Highlight der Woche ist. Hier treffen sie Freunde, mit denen es ansonsten schwer wäre, den Kontakt zu halten. Und wenn die Tagespflege nun für mehrere Tage geschlossen ist, dann fehlen ihnen wichtige und liebgewonnene menschlichen Kontakte“, weiß Sarah Lüke, die neben der Tagespflege in Wiedenbrück auch noch die Einrichtung in Clarholz leitet. Damit leisten Tagespflegeeinrichtungen einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe von Senioren.
Die Weihnachtszeit ist für viele Gäste eine schöne und wichtige Zeit, die mit vielen Erinnerungen verknüpft wird. Doch gerade Menschen, die inzwischen allein sind, weil z.B. der Partner bereits verstorben ist, die Kinder weit weg leben oder die eigene Gesundheit sie stark einschränkt, kann diese Zeit auch sehr belastend sein. Dann wird alleine sein besonders intensiv wahrgenommen und als Einsamkeit empfunden.
Eine wichtige Aufgabe von Tagespflege ist daher nicht unbedingt die körperliche Pflege, sondern die Schaffung von sozialen Kontakten und die geistige Förderung der Gäste. So wurde auch der Tagesablauf an Heiligabend individuell von den jeweiligen Gästen mitgestaltet. Neben der klassischen Bescherung unter dem Weihnachtsbaum wurden auch Weihnachtslieder gemeinsam angestimmt und es gab auch ein Weihnachtsquiz. Aber auch das Festtagsessen wurde in jeder Einrichtung individuell verabredet. Während sich die Gäste in Wiedenbrück ein üppiges Frühstücksbuffet und später den Klassiker Kartoffelsalat und Würstchen wünschten, wurden in Rheda Rouladen gegessen. „Und wir haben alles selbst zubereitet“, betont Lüke stolz.
Besonders stolz sind Plugge und Lüke auch auf das Engagement ihrer Mitarbeitenden: „Als wir die Idee in den Teams vorgestellt haben, war es überhaupt keine Schwierigkeit, Mitarbeitenden zu finden, die an den Tagen Dienst machen. Und auch ehrenamtliche Caritas-Mitglieder haben uns Heiligabend unterstützt“, freut sich Plugge. Und Sarah Lüke ergänzt: „Für mich war es eine schöne Einstimmung in den Tag und die spätere Familienfeier.“ Und so ging es auch vielen Besuchern: „Manche haben später mit den Kindern und Enkelkindern weitergefeiert. Andere sind zufrieden und auch ein wenig müde nach Hause gegangen. Damit konnten sie positive Erinnerungen an das diesjährige Weihnachten mitnehmen.“
Für Sylvester sehen die Planungen ähnlich aus: In Rheda feierte die Tagespflege z.B. bereits mittags das neuseeländische Neujahrsfest. Thomas Plugge: „Neuseeland und Australien sind bekanntlich die ersten Regionen auf der Welt, die das neue Jahr begrüßen. Und wir feiern dann zeitlich mit ihnen und werden uns dabei auch an ihren Sitten und Gebräuchen orientieren.“