Presseinfos „1 Jahr Tönnies-Lockdown“

Die besondere Situation der Werkvertragsbeschäftigten in Corona-Zeiten

Der Caritasverband für den Kreis Gütersloh engagiert sich seit über vier Jahren für die Verbesserung der besonderen Lebens- und Arbeitsbedingungen der südosteuropäischen Werkvertragsarbeitnehmer*innen im Kreis Gütersloh. Der Fachdienst Werkvertragsberatung möchte hier mit seinem muttersprachlichen Beratungsangebot zur gelingenden Integration und gesellschaftlichen Teilhabe von Migrant*innen aus Südosteuropa beitragen.

Frank Börgerding, Leitung des Fachdienstes, berichtet an von den Erfahrungen der Berater*innen, die sie aus der Arbeit mit den Menschen gerade in dieser speziellen Corona-Zeit gemacht haben. Damit geht es auch um die Situation und den Umgang der Werkvertragsbeschäftigten mit der Corona-Pandemie.

„Die Menschen berichten uns davon, dass Sie zurzeit größere Schwierigkeiten haben neue Arbeitsstellen zu finden. Befristete Arbeitsverträge, die auslaufen, werden in vielen Fällen nicht verlängert. Eine neue Anstellung zu finden fällt schwer“, berichtet Frank Börgerding. Laufende Kosten können nicht mehr bezahlt werden und somit gerät das ganze Lebensmodell der Werkvertragsarbeiter ins Wanken.

Wie gehen die Menschen mit dieser Sorge um? "Es ist zu erkennen, dass unsere südosteuropäischen Mitbürger*innen sich eher passiv abwartend verhalten. Sie ziehen sich in ihre Kernfamilie zurück und versuchen diese bestmöglich zu versorgen. Sie sind es gewohnt ihre Familie durch schwere Zeiten zu bringen und geübt in Verzicht. Hilfsangebote sind vielen Menschen nicht bekannt und es fehlt häufig an Sprachkenntnissen oder Kenntnissen der Informationswege im Kreis Gütersloh." Hier setzt in vielen Fällen die muttersprachliche Beratung des Fachdienstes (u.a. in polnischer, bulgarischer oder rumänischer Sprache) an. Neben allgemeiner psychosozialer Beratungsarbeit, geht es auch um die Begleitung bei Behörden- und Arztbesuchen oder Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen der deutschen Sprache.

Eine Rückreise in das Heimatland kommt für die Familien eher nicht in Frage, weil sie dort noch weniger eine Perspektive sehen. Zudem müssten sie sich zunächst in eine zweiwöchige Quarantäne nach Grenzüberschreitung begeben. „Die Menschen schätzen auch die Sicherheit, die das deutsche Gesundheitssystem gerade in der aktuellen Zeit ausstrahlt“, so Börgerding. Außerdem liegt die große Hoffnung der Südosteuropäer*innen in der Zukunft ihrer Kinder in Deutschland. Sie wollen diese jetzt nicht aus Schule und KiTa rausnehmen und ihnen die Chancen auf eine bessere Zukunft verbauen.

Für die südosteuropäischen Mitbürger*innen heißt es jetzt - genauso wie für viele Andere – „durchhalten!“.

Weitere Informationen zu der Arbeit des Fachdienstes und dessen Angeboten finden sich auf der neuen Internetpräsenz des Fachdienst Werkvertragsberatung.  Diese werden in den nächsten Tagen auch in mehreren Sprachen hinterlegt sein.

Außerdem behandelt die Sendung SternTV auf RTL am 20.05.2020 u.a. die Situation der Werkvertragsbeschäftigten in der Fleischindustrie vor dem Hintergrund von Corona und den vermehrten Coronna-Fällen in verschiedenen Betrieben. Der Bericht geht dabei auch auf die Situation im Kreis Gütersloh ein und berichtet über die Arbeit des Caritas-Fachdienstes.

Das Team des Fachdienstes Werkvertragsberatung

Frank Börgerding